"freies Spiel - spielend durch den Wald"

Spielen ist ein Grundbedürfnis unserer Kinder und sie tun es mit voller Hingabe. Haben sie sich schon einmal gefragt, warum das so ist? In diesem Infobrief möchte ich ihnen einen kurzen Einblick ins freie Spiel unserer «Waldkinder» geben. Denn spielen ist nicht nur spielen…

Warum spielen Kinder?
Spielen ist die Haupttätigkeit eines jeden Kindes, sozusagen sein Beruf. Seine natürliche Neugier und die Gabe, die Welt entdecken zu wollen, motivieren es von Geburt an. Ich gehe aber noch einen Schritt weiter und sage: Spielen = selbsttätiges Lernen. Dies erscheint im ersten Moment vielleicht nicht ganz klar, nimmt man das freie Spiel aber genauer unter die Lupe, tritt es ganz deutlich zu Tage. Im Spiel lernen die Kinder selbstständig und selbstbestimmt, nach ihren eigenen Vorstellungen und Interessen.

Freies Spiel im Wald
Im freien Spiel wird das Kind von sich aus tätig. Das heisst, es wählt das Thema und bestimmt die Regeln. Es ist die Zeit in der Waldspielgruppe, in welcher es seinen Interessen und Bedürfnissen nachgehen kann. Dann verwandelt sich unser Wald zum Schauplatz von jeder erdenklichen Bühne. Weihnachten im Juni, die Küche von Mama oder mit Papas neuem Auto zur Arbeit fahren… Die Spielmöglichkeiten in unserem Wald sind vielfältig und nahezu unbeschränkt. Er bietet uns die perfekte Bühne für ganz viel Kreativität und Phantasie, aber auch für eindrückliche und bleibende Erlebnisse.

Spielen = selbsttätiges Lernen
Das freie Spiel im Wald bietet dem Kind eine grosse Fülle an Erfahrungsmöglichkeiten. Aus diesen Erfahrungen lernt es und verbessert dadurch seine Fähigkeiten. So ist zum Beispiel eine Tannenzapfen-Schlacht nicht einfach «herumwerfen» von Tannenzapfen, sondern das Kind lernt werfen, zielen, über unebenen Boden gehen, sich ducken, verstecken - es werden körperliche Fähigkeiten erlangt! Auch die sozialen und emotionalen Kompetenzen spielen in dieser Spielsequenz eine grosse Rolle. Die Kinder müssen sich absprechen, ein Team bilden, diskutieren, Konflikte lösen, aufeinander Acht geben. Sie lernen eine Mitverantwortung für ihr Tun und Handeln zu tragen, entwickeln Strategien für herausfordernde Situationen und auch den Umgang mit Misserfolgen und Enttäuschungen. Besonders wertvoll am freien Spiel ist die Tatsache, dass das Kind diese Erlebnisse selber machen darf, denn genau diese selbsttätigen Erfahrungen fördern es enorm in seiner Entwicklung. Will heissen:

Je vielfältiger und unterschiedlicher die Erfahrungen der Kinder im freien Spiel sind, desto bessere Voraussetzungen haben sie, sich im Leben zurechtzufinden.

Als Waldspielgruppenleiterin ist es meine Aufgabe, die Kinder im freien Spiel zu begleiten und zu beobachten. Ich greife Impulse der Kinder auf, welche sie im freien Spiel äussern, um sie bestmöglich in ihrer Entwicklung zu unterstützen und zu fördern. Die Zeit, welche die Kinder im freien Spiel verbringen, erachte ich als besonders wertvoll, für eine ganzheitliche und gesunde Entwicklung des Kindes.
Nicht nur in der Waldspielgruppe hat das freie Spiel seinen berechtigten Platz. Geben sie ihrem Kind auch Zuhause die Möglichkeit auf Entdeckungstour zu gehen. Haben sie Vertrauen und ermutigen sie das Kind, seine Umwelt spielerisch kennenzulernen. Sie werden dem Kind einen Erfahrungsschatz schenken, welchen es sein Leben lang in sich trägt. Dieses Geschenk ist die beste Voraussetzung, um sich all den Herausforderungen, die das Leben auch in dreissig Jahren mit sich bringt, zu meistern.

(Text Nicole Schneller aus Abschlussarbeit fürs Zertifikat: frühkindliche, naturbezogene Bildung, Waldkinder St. Gallen)